NAD+/NADH: Kleine Moleküle mit großer Bedeutung
NAD+ spielt im Körper eine wichtige Rolle.
Nicotinamidadenindinukleotid, besser bekannt als NAD, ist ein Coenzym, welches an zahlreichen Redoxreaktionen des Stoffwechsels der Zelle beteiligt ist. Eine wichtige Rolle spielt es bei der Energiegewinnung der Zelle. Im Zitratzyklus wird NAD in seine reduzierte Form NADH umgewandelt. Mit diesem NADH können Mitochondrien in der Atmungskette das ATP bilden, welches jeder Zelle die Energie zum Leben zur Verfügung stellt.
NAD+ ist auch Substrat für einige Enzyme. Hier sind besonders die Sirtuine erwähnenswert, die eine essentielle Rolle bei der Regulierung des Energiemetabolismus und mitochondrialer Funktionen spielen (Houtkooper et al. 2012). NAD+ wird auch für die Aktivität der Poly(ADP-Ribose)-Polymerasen (PARP) benötigt, die entscheidend für die Aufrechterhaltung der genetischen Stabilität und Funktionsfähigkeit der Zellen sind (Liu 2018).
Ein NAD+ Mangel ist mit Alterungsprozessen und verschiedenen Krankheitsbildern assoziiert.
Da NAD+ für viele Stoffwechselprozesse benötigt wird und wichtig für Reparaturprozesse an der DNA ist, können unter einem NAD+-Mangel essentielle Zellfunktionen eingeschränkt sein.
Dies kann wiederum die Alterung beschleunigen und das Risiko für altersbedingte Krankheiten erhöhen. Daher wird angenommen, dass die Aufrechterhaltung eines ausreichenden NAD+-Spiegels eine Rolle bei der Verlangsamung des Alterungsprozesses spielen kann (Covarrubias et al.2021).
Der Zusammenhang von einem NAD+-Mangel mit Krankheiten konnte in verschiedenen Studien gezeigt werden. Dazu gehören neurodegenerative Erkrankungen wie Morbus Alzheimer und Parkinson. Aber auch metabolische Erkrankungen wie Diabetes Typ 2 und Myopathien gehören zu den Krankheitsbildern, die mit einer Verminderung von NAD+ einhergehen können. Verminderte Spiegel an NAD+ sind zudem in Zusammenhang mit CE/MFS und Long Covid beobachtet worden.
Die Bildung von NAD+ geschieht über verschiedene Wege
NAD+ kann über verschiedene Wege synthetisiert werden. Über den Kynurenin-Weg, der einzige Weg zur de-novo-Synthese, wird NAD+ aus Tryptophan gebildet. Eine Synthese aus Niacin (NA = Vitamin B3) ist über den Preiss-Handler-Weg möglich. Der sogenannte Salvage-Pathway stellt den bedeutendsten Weg zur Gewinnung von NAD+ dar und ermöglicht die Bildung und das Recycling aus Nicotinamid (NAM), Nicotinamid Ribosid (NR) bzw. Nicotinamid-Mononukleotid (NMN).
Ursachen für einen NAD+ Mangel
Grundsätzlich kann ein NAD+ Mangel durch eine verminderte Neubildung oder einen erhöhten Verbrauch an NAD+ entstehen.
Zu den Faktoren, die den NAD+-Spiegel negativ beeinflussen, zählen DNA-Schäden, chronische Entzündungen und oxidativer Stress, da die damit verbundenen Aktivierungs- und Reparaturprozesse in den Zellen NAD+ verbrauchen. (Gomes et al. 2013).
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Zur Supplementierung stehen verschiedene NAD+Vorläufersubstanzen zur Verfügung.
Niacin (NA) konnte als effizienter NAD+-Booster identifiziert werden (Pirinen et al. 2020). Die Einnahme von Niacin zeigt in Studien eine Verbesserung der Symptome bei Patienten mit mitochondrialen Myopathien und steigert die mitochondriale Biogenese.
Nicotinamid-Ribosid (NR) ist ein weiter NAD+-Booster. Die Wirksamkeit einer NR Supplementierung konnte in verschiedenen Studien gezeigt werden.
Eine Einnahme von 1000 mg NR pro Tag konnte in Patienten mit Morbus Parkinson die NAD+-Konzentration in den Gehirnzellen der Patienten erhöhen, die Mitochondrienfunktion und Regenerationsfähigkeit der Zellen verbessern und die Konzentration an zirkulierenden entzündungsfördernden Zytokinen senken. (NADPARK Studie, Brakedal et al. 2022).
Im Fall des Krankheitsbildes CE/MFS zeigte eine Kombination aus NADH und Coenzym Q10 eine Verbesserung der mitochondrialen Funktion und Verbesserung der Symptomatik. (Castro-Marrero et al., 2021).
Warum sollte der NAD+ und NADH Spiegel gemessen werden?
Mit einer Messung des NAD+ und NADH im Vollblut lassen sich NAD+-Mangelzustände nachweisen und zielgerichtet Patienten identifizieren, für die eine Supplementierung mit NAD+-Vorläufersubstanzen erfolgversprechend erscheint. Eine Behandlung mit NAD+-Vorläufersubstanzen wirkt individuell sehr unterschiedlich. Mit der Messung der NAD- und NADH-Spiegel lässt sich die Wirksamkeit einer Therapie mit Vorläufersubstanzen überwachen und gegebenenfalls die Dosierung anpassen.
Die gleichzeitige Messung von NADH ist wichtig. Eine Konzentration von NADH über dem Normbereich, und damit eine verminderter NAD+/NADH Ratio, sollte unter Therapie vermieden werden. Dergleichen wirkt hemmend auf NADH-bildende Stoffwechselwege und könnte langfristig ungünstige metabolische Entwicklungen bedingen. Aus diesem Grund sollte zudem bei Patienten mit eingangs erhöhtem NADH keine NAD-Therapie begonnen werden.
Präanalytik und Kosten
- Probentransport gekühlt in Kühlelementen, nicht gefroren
- Transport nicht über Feiertage und WE
- GOÄ 1-fach 60,61 Euro
Literatur:
Brakedal B, Dölle C, Riemer F, Ma Y, Nido GS, Skeie GO, Craven AR, Schwarzlmüller T, Brekke N, Diab J, Sverkeli L, Skjeie V, Varhaug K, Tysnes OB, Peng S, Haugarvoll K, Ziegler M, Grüner R, Eidelberg D, Tzoulis C. The NADPARK study: A randomized phase I trial of nicotinamide riboside supplementation in Parkinson's disease. Cell Metab. 2022 Mar 1;34(3):396-407.e6. doi: 10.1016/j.cmet.2022.02.001. PMID: 35235774.
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